Im Herzen der fränkischen Weinstadt Würzburg steht ein Gebäudeensemble, das wie kaum ein anderes die wechselvolle Geschichte der Stadt verkörpert. Das Würzburger Rathaus verbindet romanische Wehrhaftigkeit mit barocker Pracht, dokumentiert 700 Jahre Bürgerstolz und erzählt vom Ringen um städtische Selbstverwaltung gegenüber den mächtigen Fürstbischöfen. Der markante Grafeneckart-Turm ragt seit über 800 Jahren in den Himmel und ist heute nicht nur Wahrzeichen bürgerlicher Freiheit, sondern auch ein lebendiges Verwaltungszentrum. Wer diesen Ort besucht, wandelt auf den Spuren mittelalterlicher Macht, Renaissance-Eleganz und moderner Demokratie – und kann dabei sogar im historischen Ratskeller fränkische Spezialitäten genießen.
Der Grafeneckart als ältester Kern
Der Grafeneckart bildet das Herzstück des Rathausensembles und ist der älteste erhaltene romanische Profanbau der Stadt Würzburg. Erste urkundliche Erwähnungen des Gebäudes reichen bis ins Jahr 1180 zurück, als es noch als Curia Billungi bekannt war. Seinen heutigen Namen verdankt der Turm dem bischöflichen Schultheiß und Vize-Burggrafen Eckart de Foro, der dort im 13. Jahrhundert residierte und tragischerweise im eigenen Haus ermordet wurde.
Das Gebäude diente ursprünglich als Wohnsitz eines hochrangigen bischöflichen Beamten und verfügte über einen wehrhaften romanischen Turm über der Südostecke. Im Jahr 1316 markierte der Erwerb des Grafeneckart durch Bürgermeister und Rat einen entscheidenden Wendepunkt in der Stadtgeschichte. Die Bürgerschaft kaufte das Haus zum Grünen Baum aus den Händen derer von Rebstock und machte es zu ihrem Rathaus – ein sichtbares Zeichen wachsenden Selbstbewusstseins und Unabhängigkeitsstrebens gegenüber der bischöflichen Landesherrschaft.
Im Jahr 1456 wurde der Turm auf beeindruckende 55 bis 60 Meter erhöht und mit einer Feuer- und Stundenglocke sowie einer Turmuhr ausgestattet. Diese Erhöhung unterstrich den Anspruch der Bürger, sich neben der kirchlichen Macht zu behaupten. Der Name Grüner Baum bezog sich auf eine Linde, die vor dem Grafeneckart auf dem Platz stand. Als der Baum 1596 umstürzte, wurde er kurzerhand auf die Fassade gemalt – eine charmante Lösung, die bis heute die Verbindung zur Geschichte aufrechterhält.
Der Rote Bau als barockes Schmuckstück
Westlich an den Grafeneckart schließt sich der Rote Bau an, ein architektonisches Juwel der Spätrenaissance. Bürgermeister Johann Pleickhard ließ diesen zweigeschossigen Satteldachbau zwischen 1659 und 1660 errichten, hauptsächlich um einen repräsentativen neuen Ratssaal zu schaffen. Das Gebäude mit seiner markanten Giebelfassade wurde leicht nach Norden zurückversetzt und beeindruckt durch seine reiche Gestaltung.
Für Entwurf und Bauleitung zeichnete der Steinmetzmeister Sebastian Villinger verantwortlich. Die plastischen Details stammen von Johann Philipp Preuß aus Erbach im Odenwald, dem damals führenden Würzburger Bildhauer. Besonders ausdrucksstark sind die 1659 geschaffenen Keilsteinfratzen der Arkaden – groteske Gesichter, die aus den Schlusssteinen der Bögen blicken und dem Bau einen unverwechselbaren Charakter verleihen.
Im Jahr 1672 veredelte der italienische Stuckateur Prospero Brenno den Saal mit prachtvollem Wand- und Deckenschmuck. Teile dieser barocken Ausstattung haben die Jahrhunderte überdauert und sind im Saal des Roten Baus bis heute erhalten geblieben. An der Eingangspforte erinnern eingeschlagene Jahreszahlen und Marken an besondere Hochwasserstände des Mains – stumme Zeugen der immer wiederkehrenden Naturgewalten, mit denen die Stadt leben musste.
Erweiterungen und Zerstörung
Im Laufe der Jahrhunderte wuchs das Rathaus stetig. 1695 wurde der Südflügel fertiggestellt, der das Ensemble nach Süden erweiterte. Im Jahr 1822 kaufte die Stadt das angrenzende säkularisierte Karmelitenkloster St. Barbara hinzu, was weiteren Raum für die wachsende Verwaltung schuf. Zwischen 1898 und 1900 entstand das große moderne Rathaus mit dem Westflügel an der Karmelitenstraße, der 1904 und 1905 nochmals erweitert wurde.
Doch dann kam die Katastrophe. Am 16. März 1945 verwandelte ein verheerender Bombenhagel die Würzburger Altstadt in ein Flammenmeer. Von dem stolzen Rathausensemble blieben nur der robuste Grafeneckart und die Giebelfront des Roten Baus weitgehend verschont. Der größte Teil des Gebäudekomplexes lag in Trümmern. Doch der Überlebenswille der Würzburger war ungebrochen. Bereits 1949 konnte der Rat wieder in seinen Sitzungssaal im Roten Bau zurückkehren – eine bemerkenswerte Leistung angesichts der allgemeinen Zerstörung.
An der Eingangstür des Saals prangt ein eindrucksvolles Bekenntnis jener Jahre: „Stärker als Tod und Vernichtung ist unser Wille zum Leben.“ Diese Inschrift dokumentiert die Geisteshaltung einer Generation, die ihre Stadt aus den Ruinen wiederaufbaute. Der Wiederaufbau des gesamten Rathausensembles zog sich über Jahrzehnte hin. Erst 1986 wurde der an den Roten Bau anschließende Südflügel vollendet. Mit der Fertigstellung im Jahr 1988 war der Wiederaufbau des Rathauses endgültig abgeschlossen.
Der neue Ratssaal und seine Fresken
Der neue Ratssaal im ersten Obergeschoss des Südflügels ist ein beeindruckendes Zeugnis moderner Erinnerungskultur. An den Saalwänden zeigen monumentale Fresken des Künstlers Wolfgang Lenz wichtige Personen und Ereignisse aus der bewegten Geschichte Würzburgs. Die Deckenbemalung des großen Sitzungssaals stammt von Herbert Schneider-Bräckler, der damals als Bühnenbildner in Würzburg tätig war.
Diese künstlerische Gestaltung macht den Ratssaal zu mehr als einem funktionalen Verwaltungsraum – er wird zum Geschichtsbuch, das die Kontinuität zwischen Vergangenheit und Gegenwart visualisiert. Hier tagt der Stadtrat und trifft Entscheidungen für die Zukunft, umgeben von Darstellungen der Vergangenheit. Diese Verbindung schafft ein Bewusstsein dafür, dass kommunale Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern das Ergebnis eines jahrhundertelangen Ringens.
Der Wenzelsaal als historischer Festsaal
Im westlichen Seitenflügel, der direkt an den Grafeneckart-Turm angrenzt und den Namen Grüner Baum trägt, befindet sich der historische Wenzelsaal. Dieser Raum aus dem 13. Jahrhundert gilt als ältester Profanraum der Stadt und atmet mittelalterliche Geschichte. Heute wird der Wenzelsaal gerne für standesamtliche Trauungen genutzt – ein romantischer Rahmen, der Paare in einem Raum vermählt, in dem schon im Mittelalter wichtige Entscheidungen getroffen wurden.
Die Verbindung von historischer Substanz und zeitgenössischer Nutzung macht den besonderen Reiz des Würzburger Rathauses aus. Es ist kein Museum, sondern ein lebendiges Zentrum städtischen Lebens, in dem Verwaltung, Festakte und persönliche Lebensereignisse miteinander verschmelzen.
Der Gedenkraum zur Bombardierung
Im Erdgeschoss des Grafeneckart-Baus hat die Stadt einen besonderen Raum eingerichtet, der öffentlich zugänglich ist und kostenlos besucht werden kann. Dieser Dokumentationsraum erinnert an die Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945, als innerhalb von 20 Minuten etwa 90 Prozent der Innenstadt zerstört wurden. Ein detailliertes Modell zeigt das Ausmaß der Verwüstung – ganze Straßenzüge verschwanden, jahrhundertealte Bauten wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Der Gedenkraum ist mehr als eine historische Dokumentation. Er ist ein Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung und gleichzeitig ein Zeugnis der Widerstandskraft einer Stadt, die sich nicht unterkriegen ließ. Besucher können hier das Ausmaß der Katastrophe nachvollziehen und verstehen, welche Leistung der Wiederaufbau darstellte. Dieser Raum sollte bei keinem Rathausbesuch ausgelassen werden, denn er gibt den historischen Gebäuden ihre emotionale Tiefe.
Der Ratskeller als kulinarische Institution
Im Hauptgebäude des Grafeneckarts befindet sich eine Institution, die weit über Würzburg hinaus bekannt ist: der Ratskeller. Von 1912 bis zur Eröffnung am 31. Januar 1918 wurde dieser Gastraum geschaffen, der im beeindruckenden Gewölbekeller des mittelalterlichen Gebäudes untergebracht ist. Nach der Zerstörung 1945 dauerte es bis 1973, bis der Ratskeller wiederhergestellt werden konnte.
Heute können Einheimische und Touristen hier fränkische Spezialitäten in historischem Ambiente genießen. Der Keller diente übrigens ursprünglich zur Lagerung von Weinfässern – eine passende Vorgeschichte für einen Ort, an dem heute Frankenwein ausgeschenkt wird. Das Gewölbe mit seinen dicken romanischen Mauern schafft eine Atmosphäre, die Besucher ins Mittelalter zurückversetzt. Wer nach einer Stadtbesichtigung in diesem historischen Rahmen einkehrt, verbindet Genuss mit Geschichtserlebnis.
Der Vierröhrenbrunnen als barockes Kunstwerk
Vor dem Grafeneckart steht ein prächtiger barocker Brunnen, der das Ensemble perfekt ergänzt. Der Vierröhrenbrunnen wurde um 1765 von den Künstlern Ludwig van der Auvera und Peter Wagner geschaffen und zeigt die typische Formensprache des fränkischen Barock. Die vier Wasserröhren, die dem Brunnen seinen Namen geben, sprudeln aus künstlerisch gestalteten Masken.
Dieser Brunnen markiert den südlichen Eingang zum Rathaus und bildet einen beliebten Treffpunkt. Vor dieser barocken Kulisse, mit dem romanischen Turm im Hintergrund und der Renaissance-Fassade des Roten Baus zur Seite, entfaltet sich die architektonische Vielfalt des Ensembles in ihrer ganzen Pracht. Der Vierröhrenbrunnen ist nicht nur ein funktionales Element der Wasserversorgung, sondern ein Kunstwerk, das den öffentlichen Raum bereichert.
Führungen durch das historische Rathaus
Von Mai bis Oktober bietet die Stadt jeden Samstag um 11 Uhr eine kostenlose Führung durch das Rathaus an. Diese 90-minütige Tour ist für alle Interessierten zugänglich, sowohl Touristen als auch Einheimische, und bedarf keiner vorherigen Anmeldung. Der Treffpunkt befindet sich an der südlichen Seite des Rathauses gegenüber dem Vierröhrenbrunnen.
Die Führung vermittelt 700 Jahre Bürgerstolz und Bürgerleid und erklärt die architektonische Stilvielfalt, die das Gebäude so faszinierend macht. Besucher erfahren Details zur Baugeschichte, zu den politischen Hintergründen und zu den Menschen, die hier wirkten. Die Guides zeigen normalerweise nicht zugängliche Räume und erzählen Anekdoten, die das historische Wissen lebendig machen. Wer Würzburg wirklich verstehen möchte, sollte diese Gelegenheit nutzen.
Praktische Informationen für Besucher
Das Rathaus liegt zentral in der Würzburger Altstadt an mehreren Adressen: Rückermainstraße 2, Karmelitenstraße 43, Beim Grafeneckart 1 und 2 sowie Langgasse 1. Der Komplex kann vom Grafeneckart bis zur Rückermainstraße durchquert werden, was ihn zu einem durchlässigen Teil des Stadtgefüges macht.
Die Verwaltungsbüros, darunter das Baureferat im Dienstgebäude Beim Grafeneckart 1, haben reguläre Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr, Freitag von 8 bis 13:30 Uhr. Der Gedenkraum im Erdgeschoss kann während dieser Zeiten frei besucht werden. Der Ratskeller hat eigene gastronomische Öffnungszeiten, die je nach Saison variieren können.
Das Rathaus ist als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen. Die offizielle Beschreibung lautet: „Historisch gewachsene Gruppe von Bauten verschiedener Epochen, die ganze Anlage 1947–1951 wiederaufgebaut.“ Diese Formulierung würdigt sowohl die historische Substanz als auch die Wiederaufbauleistung der Nachkriegszeit.
Tipps für verschiedene Besuchertypen
Für Geschichtsinteressierte
Wer sich für Stadtgeschichte und politische Entwicklungen begeistert, findet im Rathaus ein faszinierendes Studienobjekt. Die Führung am Samstagvormittag ist ein Muss, da sie Zugang zu Räumen ermöglicht, die sonst verschlossen bleiben. Der Gedenkraum sollte unbedingt besucht werden, um die Dimension der Zerstörung und des Wiederaufbaus zu erfassen. Ergänzend lohnt sich ein Besuch in der Geschichtswerkstatt Würzburg, die regelmäßig Ausstellungen im Rathaus präsentiert.
Für Architekturfans
Die Stilvielfalt des Ensembles bietet Anschauungsmaterial von der Romanik bis zur Moderne. Der Kontrast zwischen dem wehrhaften mittelalterlichen Turm, der eleganten Renaissance-Fassade des Roten Baus und den modernen Ergänzungen der Nachkriegszeit zeigt, wie Architektur Zeitschichten sichtbar macht. Fotografen finden vom gegenüberliegenden Mainufer oder von der Alten Mainbrücke aus schöne Perspektiven auf das Ensemble.
Für Genießer und Gastronomie-Fans
Der Ratskeller bietet fränkische Küche in authentischem historischem Ambiente. Die Gewölbekeller schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Typische Gerichte wie Schäufele, Bratwurst mit Sauerkraut oder Zwiebelkuchen werden hier in traditioneller Zubereitung serviert. Dazu passt ein Glas Frankenwein aus dem nahen Anbaugebiet – am besten ein Silvaner aus dem Bocksbeutel.
Für Städtereisende mit wenig Zeit
Wer nur kurz in Würzburg ist, sollte sich mindestens 30 Minuten für einen Rundgang um das Rathaus und einen Besuch des Gedenkraums nehmen. Das Ensemble liegt auf dem Weg zwischen Alter Mainbrücke und Marktplatz, sodass es sich perfekt in einen Altstadtspaziergang integrieren lässt. Die Kombination mit dem nahegelegenen Falkenhaus und der Marienkapelle ergibt einen kompakten Eindruck der Würzburger Altstadt.
Für Paare und Verliebte
Der Wenzelsaal dient als standesamtlicher Trausaal und bietet einen romantischen historischen Rahmen für Hochzeiten. Paare, die in Würzburg heiraten möchten, können sich im Standesamt über die Möglichkeiten informieren. Auch ohne Trauung lohnt sich ein gemeinsamer Spaziergang durch die Altstadt mit Einkehr im Ratskeller – die Atmosphäre ist perfekt für besondere Momente.
Das Rathaus im Kontext der Würzburger Sehenswürdigkeiten
Das Rathaus steht nicht isoliert, sondern ist Teil eines einzigartigen Altstadtensembles. Nur wenige Schritte entfernt liegt die gotische Marienkapelle am Marktplatz mit ihrer filigranen Architektur. Das prachtvolle Falkenhaus mit seiner Rokoko-Stuckfassade beeindruckt als eines der schönsten Bürgerhäuser Deutschlands. Der romanische Kiliansdom und das barocke Neumünster repräsentieren die kirchliche Macht, während das Rathaus für die bürgerliche Selbstverwaltung steht.
Die Alte Mainbrücke mit ihren barocken Heiligenfiguren führt hinüber zur Festung Marienberg, dem ehemaligen Sitz der Fürstbischöfe. Von dort bietet sich ein grandioser Blick über die Stadt, bei dem der Grafeneckart-Turm deutlich hervorsticht. Die Würzburger Residenz, ein UNESCO-Weltkulturerbe mit dem berühmten Treppenhaus-Fresko von Tiepolo, liegt nur 15 Gehminuten vom Rathaus entfernt.
Dieser räumliche Kontext macht deutlich, wie eng weltliche und geistliche Macht in Würzburg nebeneinander existierten – und wie die Bürger sich ihren Platz dazwischen erkämpften. Das Rathaus ist somit mehr als ein schönes Gebäude; es ist ein Symbol für die Emanzipation des Bürgertums.
Symbol bürgerlicher Freiheit
Oberbürgermeister Christian Schuchardt beschrieb den Grafeneckart 2017 bei der Enthüllung der neu restaurierten Fassade treffend als „Symbol bürgerlicher Freiheit“. Der Turm stehe für selbstbewusste Bürger, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Er erinnere aber auch daran, dass kommunale Selbstverwaltung alles andere als selbstverständlich sei. Sie ist das Ergebnis eines jahrhundertelangen harten Ringens, das große Opfer gekostet hat.
Der Grafeneckart ist auch ein Mahnmal, für die kommunale Demokratie aktiv zu werden und sie lebendig zu erhalten. Diese Deutung gibt dem historischen Bauwerk eine hochaktuelle Bedeutung. In Zeiten, in denen demokratische Institutionen unter Druck geraten können, erinnert der Turm daran, dass Freiheit und Selbstbestimmung immer wieder neu erkämpft und verteidigt werden müssen.
Der kleine Raum oben im Turm wird heute für Empfänge genutzt und um Gästen der Stadt die weitreichende Aussicht über Würzburg zu zeigen. Von hier oben erschließt sich die geografische Lage der Stadt im Maintal, umgeben von Weinbergen und Höhenzügen – eine Perspektive, die den Blick für das Große und Ganze öffnet.
Was den Besuch besonders macht
Das Würzburger Rathaus unterscheidet sich von vielen anderen historischen Rathäusern durch seine außergewöhnliche zeitliche Tiefe und architektonische Vielfalt. Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Moderne verschmelzen zu einem lebendigen Organismus. Die Tatsache, dass hier tatsächlich noch Verwaltung stattfindet, Hochzeiten gefeiert werden und im Ratskeller gegessen wird, verleiht dem Ensemble eine Authentizität, die reine Museumsbauten nie erreichen.
Die Geschichte des Hauses spiegelt die Geschichte der Stadt und ihrer Bürger wider – vom mittelalterlichen Machtkampf mit den Fürstbischöfen über die barocke Blütezeit bis zur totalen Zerstörung und dem beeindruckenden Wiederaufbau. Wer durch diese Räume geht, wandelt nicht nur durch Architektur, sondern durch gelebte Geschichte. Das macht den Besuch zu einer Erfahrung, die weit über touristische Pflichterfüllung hinausgeht und zum Nachdenken über Demokratie, Bürgersinn und Widerstandskraft anregt.
